Wann

Januar 7, 2026    
Ganztägig

Veranstaltungstyp

In einem kleinen Dorf zwischen verschneiten Hügeln und alten Zypressen bereitete sich die Gemeinde auf das orthodoxe Weihnachtsfest vor. Es war die Nacht vom 6. auf den 7. Januar, und die Luft war erfüllt von Weihrauch, Chorgesang und dem Flüstern der Sterne.

Im Haus der alten Ikonenmalerin Elena brannten drei besondere Kerzen. Die erste war aus Bienenwachs, schlicht und golden, und stand für die Geburt Christi—das Licht, das in der Dunkelheit leuchtet. Die zweite war aus Olivenöl gegossen, mit einem Docht aus Leinen, und symbolisierte Maria, die stille Trägerin des Wunders. Die dritte war aus duftendem Harz, geformt von den Kindern des Dorfes, und stand für die Hoffnung der Welt.

Elena hatte diese Kerzen nicht allein entzündet. Jedes Jahr kamen Kinder zu ihr, um Geschichten zu hören und mit ihr zu malen. Dieses Jahr hatte sie ihnen erzählt von der Reise der Hirten, von der Stille der Höhle in Bethlehem, und von dem Stern, der nicht nur den Weg zeigte, sondern auch das Herz berührte.

Als Mitternacht nahte, versammelten sich die Dorfbewohner in der kleinen Kirche. Die Liturgie begann, getragen von Gesängen in Altgriechisch und Kirchenslawisch. Elena trug die drei Kerzen zum Altar, begleitet von den Kindern, die kleine Ikonen in den Händen hielten—gemalt mit Farben aus Erde, Wasser und Gebet.

Der Priester sprach vom Mysterium der Menschwerdung, von der Demut Gottes, der sich in Windeln legen ließ. Und als die Glocken die Geburt Christi verkündeten, wurde das Licht der drei Kerzen weitergegeben—von Hand zu Hand, von Herz zu Herz.

In dieser Nacht wurde das Dorf nicht nur erleuchtet, sondern verwandelt. Die Menschen sahen einander mit neuen Augen: als Träger des göttlichen Funkens, als Teil einer Geschichte, die jedes Jahr neu beginnt.

Und Elena, die alte Malerin, lächelte. Denn sie wusste: Weihnachten war nicht nur ein Fest der Erinnerung, sondern ein Ruf zur Gegenwart. Ein Ruf, das Licht zu tragen—still, behutsam, gemeinsam.

Siehe auch:


Weiteres:

2018: In Österreich endete die Ausstellung „Peter Zumthor – Dear to Me“ im Kunsthaus Bregenz (siehe auch: „Weißdorn“).