Stell dir eine Pflanze vor, die im Schlamm wurzelt, aber ausschaut, als hätte sie gerade ein Spa-Wochenende hinter sich. Voilà: die Lotosblume. Botanisch hört sie auf den Namen Nelumbo, aber unter Freunden darf man sie ruhig einfach „Lotos“ nennen. Sie ist nicht nur schön, sondern auch ziemlich clever – und das schon seit Jahrtausenden.
Die Familie der Lotosgewächse ist überschaubar: zwei Arten, Punkt. Die eine lebt in Asien und Australien (Nelumbo nucifera), die andere in Amerika (Nelumbo lutea). Beide sind Wasserpflanzen mit Rhizomen – das sind unterirdische Superwurzeln, die aussehen wie Gemüse mit eingebautem Luftpolster. Ihre Blätter sind so groß wie Pizzateller und so glatt, dass Wasser einfach abperlt. Kein Scherz – das nennt sich „Lotoseffekt“ und hat sogar die Wissenschaft begeistert. Während andere Pflanzen sich mit Algen und Schmutz herumschlagen, bleibt der Lotos einfach makellos. Diva? Vielleicht. Genial? Auf jeden Fall.
Die Blüten sind ein Fest für die Sinne: groß, rosa, weiß oder gelb, mit bis zu 200 Staubblättern – ein botanisches Feuerwerk. Und wer darf sie bestäuben? Käfer! Während Bienen sich um Lavendel und Co. kümmern, hat der Lotos seine eigene kleine Käfer-Community. Exklusiv ist eben exklusiv.
Achtung, nicht jeder „Lotos“ ist ein echter Lotos. In der griechischen Antike war „lōtós“ ein Sammelbegriff für alles Mögliche – von berauschenden Pflanzen bis zu Bäumen in Nordafrika. Und der sogenannte „Blaue Lotos“? Eine Seerose in Verkleidung! Hübsch, aber botanisch gesehen ein Hochstapler.
Der Lotos ist nicht nur schön, sondern auch tiefgründig. In Asien steht er für Reinheit, Erleuchtung und Schöpferkraft. Kein Wunder, dass Buddha oft auf einer Lotosblüte sitzt – stilvoller geht’s kaum. In China symbolisiert er Liebe und Eheglück, in Indien krönt er Moscheen, und bei den Bahai wurde ihm gleich ein ganzer Tempel gewidmet. Wer hätte gedacht, dass eine Pflanze so viele spirituelle Jobs übernehmen kann?
Die Lotosblume ist nicht nur schön, sondern auch nützlich. Ihre Wurzeln, Samen und Stängel landen in der Küche, ihre Blätter dienen als Verpackung, und aus ihren Fasern wird sogar Lotusseide gesponnen – edel, leicht und so selten wie ein Parkplatz in der Innenstadt. Selbst ihre getrockneten Früchte haben Karriere gemacht: als Kalligraphie-Pinsel oder Meditationsobjekte.
Lotosblume in der Kunst – von Göttern getragen
Die Lotosblume ist nicht nur botanisch brillant und spirituell tiefgründig – sie hat auch ein ausgeprägtes Faible für die Bühne der Kunst. Man könnte sagen: Sie ist die Primaballerina unter den Pflanzen, mit Auftritten in Tempeln, Skulpturen und Mantras rund um die Welt.

Lotosblume im Alten Ägypten (Gemeinfrei)
In Indien ist die Lotosblume so beliebt, dass selbst die Götter nicht ohne sie auskommen. Radha und Krishna, das göttliche Liebespaar, werden oft auf Lotosblüten thronend dargestellt – oder gleich ganz in Blüten gehüllt, als hätten sie sich für ein spirituelles Fotoshooting entschieden. Die Lotosblume ist dabei nicht nur Dekoration, sondern Ausdruck von Liebe, Hingabe und göttlicher Schönheit.
Auch die Maya-Kultur in Zentralamerika zeigt ihre eigene Version der Lotos-Verehrung: Skulpturen, in denen Gestalten aus Blütenblättern hervorragen – als würde die Pflanze selbst Geschichten erzählen. Und im Alten Ägypten? Da taucht die Lotosblume in Verbindung mit den Pharaonen (siehe auch: VIP-Kraut der Pharaonen) auf, oft subtil versteckt in Reliefs und Wandmalereien. Manchmal muss man schon ganz genau hinsehen (rot eingekreist), um sie zu entdecken – wie ein botanisches Osterei in der Geschichte.
Symbolik – Glanz, Geist und gute Eigenschaften
In Indien wird die Liebe mit der Lotosblume gleichgesetzt – nicht kitschig, sondern tiefgründig. Die gelbe Mitte der Blüte steht für Gold, den „Glanz des Geistes“, während die Blütenblätter die positiven Eigenschaften des Menschen symbolisieren. Wer also einen Lotos schenkt, sagt damit: „Ich sehe dein inneres Leuchten – und deine Blätter sind auch ganz hübsch.“
Meditation und Qi Gong – Blühen mit Bewegung
Die Lotosblume ist nicht nur ein Symbol, sondern auch ein Bewegungscoach. In der buddhistischen Meditation taucht sie im berühmten Mantra „Om mani padme hum“ auf – was so viel heißt wie „Du Juwel in der Lotosblume“. Ein poetischer Reminder, dass Weisheit oft im Schlamm beginnt und in Schönheit endet.
Im Qi Gong gibt es sogar eine Übung, die der Lotosblume gewidmet ist. Man beginnt aufrecht, senkt die Hände, stellt sich vor, wie man sich mit Mineralien auffüllt (ja, das geht auch ohne Supermarkt), und hebt die Arme langsam wie durch Wasser – bis sie sich oben öffnen wie eine Lotosblüte. Eine Bewegung, die nicht nur den Körper streckt, sondern auch das Herz blühen lässt.
Und sonst so? – Die Universität Tokio (Japan) hat ihr ein eigenes Forschungszentrum gewidmet – was beweist, dass man mit Anmut, Schlammresistenz und einem guten PR-Team ziemlich weit kommen kann.
Bei „Kunst braucht Zeit“ gibt es folgendes zu Lotos:
Quellen:
- Vgl. Vgl. Wikipedia (₪): Lotosblumen, zuletzt besucht am 17.06.2025
- Vgl. t-online (₪): Kräuterlexikon: Lotos, zuletzt besucht am 17.06.2025
- Vgl. Ami Ronnberg, Kathleen Martin: Das Buch der Symbole. Betrachtungen zu archetypischen Bildern, Verlag Taschen – Köln, 2011, S. 158 ff.