Mitten in München, zwischen Brienner Straße und Salvatorplatz, öffnete 1888 ein Haus seine Tore, das bald mehr war als ein Kaffeehaus: das Café Luitpold. Errichtet im Glanz der Gründerzeit, mit Kuppelhalle, Spiegelsaal und Säulengang, erschien es wie ein Palast der Gedanken. Schwarzer Marmor, Bronzeornamente und Wandmalereien verliehen ihm eine Aura von Weltläufigkeit, die den großen Kaffeehäusern Wiens und Budapests ebenbürtig war.

Cafe Luitpold in München (um 1900), Gemeinfrei

Im Licht der Kronleuchter, zwischen dem Klirren der Mokkatassen und dem Rascheln der Zeitungen, fand auch Rainer Maria Rilke hier einen Resonanzraum. Das Luitpold war für ihn ein Ort der Durchlässigkeit – zwischen Innen und Außen, zwischen Wort und Bild, zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Hier begegnete er Malern, Musikern und Philosophen, unter ihnen Wassily Kandinsky und Paul Klee, die 1911 den „Blauen Reiter“ gründeten, ebenso Schriftstellern wie Jakob Wassermann, Wilhelm von Scholz und Thomas Mann.
Vielleicht notierte René Rilke hier Beobachtungen, die später in seine Erzählung „Ewald Tragy“ oder in die „Briefe an einen jungen Dichter“ einflossen. Sicher aber ist: Das Café spiegelte seine feine Wahrnehmung, war ein Ort, an dem sich das Geistige im Alltäglichen zeigte.
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Luitpold 1948 als Palmengarten neu eröffnet – schlichter, doch weiterhin ein Raum der Begegnung. Heute erinnert ein kleines Museum an die glanzvolle Vergangenheit, und wer dort verweilt, kann noch immer das Echo jener Stimmen hören, die einst zwischen Marmor und Spiegeln über Kunst, Leben und das Unsagbare sprachen.

So wie das Café Luitpold Menschen und Gedanken trug und verband, erinnert die Grußkarte Getragen sein“ an diese Kraft der Verbindung: Zwei Jugendstil-Säulen, die sich oben in einer Lotosblume vereinen, stehen als Sinnbild für Halt und Zusammenklang – ein Bild dafür, dass wir getragen sind von den Säulen der Gemeinschaft und den Blüten des Geistes.


Quellen:

  • Vgl. Wikipedia (): Café Luitpold, zuletzt besucht am 03.10.2025 
  • Vgl. Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 23