Wer glaubt, Germanistik sei nur ein Reich aus staubigen Bibliotheken und endlosen Fußnoten, kennt nicht August Sauer – jenen österreichischen Literaturwissenschaftler, der mit brennendem Herzen Dichterkarrieren zum Leuchten brachte.

August Sauer (Gemeinfrei)

Geboren am 12. Oktober 1855 in Wiener Neustadt, durchlief August Sauer eine glänzende Bildungsbahn: Schottengymnasium Wien, Promotion über Joachim Wilhelm von Brawe, Habilitation in Berlin und Wien. Bald führte ihn sein Weg nach Lemberg, Graz und schließlich nach Prag, wo er 1892 den Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur übernahm und 1907/08 sogar Rektor wurde.

In Prag begegnete August Sauer einem jungen Mann mit melancholischem Blick – Rainer Maria Rilke. Der Professor erkannte sofort die Glut im Inneren des Dichters und öffnete ihm Türen, die sonst verschlossen geblieben wären. Er lud René Rilke in seinen Salon ein, wo geistige Funken sprühten, und literarische Flammen entfacht wurden.

So wie die Grußkarte „Flaming heart“, deren rotes Seidengarn ein Herz zum Glühen bringt, stand der Professor mit leidenschaftlicher Hingabe hinter dem jungen Mann. Er vernetzte ihn, förderte ihn, und wurde zum Mentor, dessen Vertrauen wie ein brennendes Herz den jungen Dichter erwärmte. René Rilke dankte es ihm 1899 mit der Widmung seines Gedichtbands „Mir zur Feier“ – ein poetisches „Danke, dass du an mich geglaubt hast.“.

August Sauer starb am 17. September 1926 in Prag, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Als Herausgeber von Franz Grillparzer, Ferdinand Raimund und Johann Wilhelm Ludwig Gleim war er der stille Dirigent der deutschsprachigen Literatur – unsichtbar, aber entscheidend für den Klang.

Wenn Germanistik ein Konzert wäre, dann wäre Sauer der Mann mit dem „Flaming heart“ am Mischpult – sein rotes Seidengarn spannte sich zwischen Dichtern und Lesern, zwischen Leidenschaft und Sprache. Und Rilke? Er blieb der Frontmann mit lyrischem Soul, dessen Stimme bis heute nachhallt.


Quellen:

  • Wikipedia (): August Sauer, zuletzt besucht am 10.09.2025 
  • Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 18, 22, 148