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April 24, 2026    
Ganztägig

Veranstaltungstyp

Clara Arnheim war eine Frau, die Farben liebte wie andere den Sonnenschein. Schon früh zog es sie in die Ateliers von Berlin und Paris, wo sie mit Pinsel und Fantasie ihre eigene Welt erschuf. Sie ließ sich nicht beirren von skeptischen Stimmen, die meinten, Malerei sei nichts für Frauen – Clara lachte darüber und malte einfach weiter.

Clara Arnheim (links) mit ihrer Schwester Betty, um 1930 (Gemeinfrei)

Ihre Werke fanden ihren Weg in Ausstellungen, und sogar eine Goldmedaille flatterte ihr zu wie ein glänzender Schmetterling. Besonders glücklich war sie auf der Insel Hiddensee: Dort, zwischen Dünen und Möwenrufen, gründete sie mit anderen Künstlerinnen den „Hiddensoer Künstlerinnenbund“. Man kann sich vorstellen, wie sie gemeinsam in der Blauen Scheune standen, die Farben mischten und dabei über das Leben plauderten – ein Sommer voller Licht und Freundschaft.
Clara Arnheim war nicht nur eine Malerin, sondern auch eine Frau, die Gemeinschaft liebte. Ob im Lyceum-Club oder im Künstlerbund – überall brachte sie ihre Energie und ihren Humor ein. Und wer ihr begegnete, spürte wohl, dass sie nicht nur Bilder malte, sondern auch Herzen berührte.

Doch dann brach über sie und über viele andere, eine dunkle Zeit. In ihrem Tagebuch vermerkte sie:

19. Juli 1937

„Sie weint des Nachts, daß ihr die Tränen über die Wangen laufen; es ist niemand unter allen ihren Freunden, der sie tröstet; alle ihre Nächsten sind ihr untreu und ihre Feinde geworden.“
Heute schreibe ich diese Worte nieder, weil sie mir aus der Seele sprechen. Die Nächte sind lang, und die Stille trägt schwer. Ich denke an Elisabeth Andrae, wie sie einst auf Hiddensee die Farben des Meeres einfing. Und an Henni Lehmann, die uns Mut machte, als wir Frauen uns in der Blauen Scheune versammelten.

5. August 1937

Die Behörden bedrängen mich, doch ich halte mich an meine Bilder. Ich male im Kopf, wenn schon die Leinwand mir verwehrt ist. Elisabeth schrieb mir einmal, dass die Farben auch im Herzen weiterleuchten.

24. April 1938

Mein Geburtstag. Wie oft habe ich den 24. April gefeiert, als Kind in Berlin, mit Kuchen und Kerzen, mit dem Lachen meiner Eltern. Vater erzählte Geschichten, Mutter sang. Heute ist es still. Doch ich erinnere mich an das Licht der Kerzen, und für einen Augenblick fühle ich mich wieder geborgen.

2. Mai 1938

Henni Lehmann fehlt mir. Wie es ihr wohl geht? Ihre Stimme war wie ein warmer Wind, der uns trug. Ich sehe uns noch, wie wir gemeinsam in der Blauen Scheune standen, die Hände voller Pinsel, die Augen voller Hoffnung.

10. Mai 1938

„Darum weine ich so, und meine beiden Augen fließen mit Wasser, daß der Tröster, der meine Seele sollte erquicken, fern von mir ist. Meine Kinder sind dahin; denn der Feind hat die Oberhand gekriegt.“

Das waren ihre letzten Worte in ihrem Tagebuch.

Clara Arnheims Leben während der Zeit des Nationalsozialismus war von einem schweren, dunklen Hintergrund geprägt: Berufsverbot, Drangsalierungen, Ausgrenzung und schließlich Deportation. Dieser Hintergrund ist wie der dunkle Grund der Grußkarte „Federleicht“ – schwer, bedrückend, kaum zu ertragen.
Doch mitten in dieser Schwere bleibt etwas Zartes: Clara selbst, ihre Erinnerungen, ihre Kunst, ihre Freundschaften. Wie eine Feder, die trotz des Drucks der Dunkelheit leicht schwebt, trug sie in sich die Farben von Hiddensee, die Stimmen von Elisabeth Andrae und Henni Lehmann, die Geburtstagslichter ihrer Kindheit. Diese inneren Bilder waren ihre stille Gegenkraft, ihr „Federleicht“ inmitten des bleischweren Schattens.
Die Grußkarte „Federleicht“ mit Fadendesign zeigt uns genau dieses Spannungsfeld: ein dunkler Hintergrund, der die Schwere der Geschichte trägt, und darüber die leichte, fragile Feder, die dennoch sichtbar bleibt. So wie Clara Arnheim – eine Frau, deren Leben von Verfolgung überschattet war, deren innere Welt aber von Kunst und Erinnerung getragen wurde.


Quellen:

  • Vgl. Wikipedia (): Clara Arnheim, zuletzt besucht am 13.12.2025 
  • Zitate: Vgl. Bibelübersetzung Luther 1912: Klagelied 1,1 und 1,16

Weiteres zum 24. April

2016: In Darmstadt endete die Retrospektive „Albrecht Dürer – Meisterwerke der Druckgraphik“ im Hessischen Landesmuseum (vgl. „Weißdorn“).