Ich wünsche Dir einen Engel des Gebets
Es war die Nacht vor Weihnachten, und die Welt lag still unter einem silbernen Himmel. In einem kleinen Dorf, verborgen zwischen Hügeln und alten Olivenbäumen, lebte ein Mädchen namens Mirjam. Sie war stiller als die anderen Kinder, oft versunken in Gedanken, mit einem Herz, das Fragen stellte, die kein Mensch beantworten konnte.
In dieser besonderen Nacht saß Mirjam allein in der kleinen Kapelle des Dorfes, deren Fenster mit Sternen bemalt waren. Sie hatte eine Kerze entzündet und flüsterte ein Gebet mit der Stimme ihres Herzens:
„Gott, sende mir einen Engel des Gebets. Einen, der meine Worte kennt, bevor ich sie spreche. Einen, der mein Herz trägt, wenn es müde ist.“
Da geschah etwas Seltsames. Die Flamme der Kerze begann zu tanzen, obgleich kein Wind wehte. Und aus dem Licht trat eine Gestalt hervor — eine Gestalt aus Licht und Stille. Der Engel (siehe auch: Spiritueller Engel) war weder Mann noch Frau, sondern reine Gegenwart. Seine Augen leuchteten wie Morgentau, und seine Stimme war wie das Lied der Hirten in der Ferne.
„Mirjam,“ sprach der Engel, „du hast mich gerufen. Ich bin der Engel des Gebets. Ich bin der Hauch zwischen deinem Seufzen und Gottes Antwort.“
Mirjam wagte kaum zu atmen. „Was ist meine Aufgabe?“ fragte sie.
Der Engel lächelte. „Ich bitte Dich, bete für jene, die vergessen haben, wie man hofft. In der Heiligen Nacht, so die Bitte, wirst du wachen, wie die Hirten auf dem Feld. Und du wirst das Kind erkennen, das geboren wird — nicht nur in Bethlehem, sondern in jedem Herzen, das sich öffnet.“
Mirjam antwortete leise: „Ich möchte diesen Wunsch erfüllen. Mir geschehe, wie du es sagst.“ Und so führte der Engel Mirjam hinaus in die Nacht. Über dem Dorf leuchtete ein Stern, heller als alle anderen. Sie folgten seinem Licht bis zu einer Höhle, wo ein Kind lag, umgeben von Stille und Staunen. Maria und Josef blickten auf das Neugeborene, und Mirjam spürte, wie ihr Herz sich weitete.
Sie kniete nieder und sprach kein Wort. Doch der Engel des Gebets legte seine Hand auf ihr Haupt, und in dieser Berührung war alles gesagt: Hoffnung, Trost, Hingabe.
Von jener Nacht an wanderte Mirjam durch die Welt, nicht als Prophetin, nicht als Heilige, sondern als stille Beterin. Wo immer ein Mensch weinte, wo immer ein Herz suchte, war sie da — und mit ihr der Engel des Gebets.
Und jedes Jahr zur Weihnachtszeit, wenn die Sterne besonders hell sind, flüstert der Engel in die Herzen der Menschen:
„Ich wünsche dir einen Engel des Gebets — einen, der dich erinnert, dass du nie allein sprichst.“