In einer Zeit, in der Worte oft flüchtig sind, erhebt sich eine Grußkarte aus Fadendesign wie ein stilles Gedicht aus Baumwollgarn und Symbolik. Das zentrale Motiv: eine leuchtend rote Weihnachtskugel, kunstvoll gestickt, schwebt über einer zarten Winterlandschaft Finnlands. Die Kugel scheint nicht nur zu hängen, sondern zu lauschen — als wäre sie ein stiller Zeuge der nordischen Stille, des Schnees, der unter den Schritten knistert, und der Sehnsucht, die in der Luft liegt.
Die Karte steht in poetischer Resonanz mit Rainer Maria Rilkes Gedicht „Emil Orlik I“, das von der Kunst des Porträts und der Tiefe des Blicks erzählt. Wie Emil Orliks Zeichnungen, die „nicht das Äußere, sondern das Innere“ erfassen, so scheint auch die Weihnachtskugel auf der Karte nicht nur ein festliches Symbol zu sein, sondern ein Spiegel der Seele. Rainer Maria Rilke schreibt:
Emil Orlik I
Pfauenfeder:
in deiner Feinheit sondergleichen
Wie liebte ich dich schon als Kind.
Ich hielt dich für ein Liebeszeichen,
Das sich an silberstillen Teichen
In kühler Nacht die Elfen reichen
Wenn alle Kinder schlafen sind.
Und weil Grossmütterchen, das gute,
Mir oft von Wünschegerten las,
So träumte ich, du Zartgemuthe,
In deinen feinen Fasern fluthe
Die kluge Kraft der Räthselruthe –
Und suchte dich im Sommergras.
Dieser Text ist gemeinfrei.
Inspiriert wurde das Titelbild von dem Gemälde „Bäuerin mit Ziege in Herbstlandschaft“ der Künstlerin Marie Bock, deren Arbeiten für ihre Symbolkraft und die Verbindung von Natur und Innerlichkeit bekannt sind.
Diese Zeilen werden zur stillen Leitlinie des Designs: Die Kugel wird zum Auge, das die Landschaft betrachtet — und zugleich zum Herz, das sie empfindet.
Die Grußkarte ist mehr als ein saisonales Objekt. Sie ist ein textiles Gedicht, ein meditativer Moment aus Faden und Farbe. Sie lädt dazu ein, innezuhalten, zu betrachten, zu fühlen. Und sie verbindet drei künstlerische Stimmen: Rainer Maria Rilkes Worte, Maria Bocks Gemälde und die Sprache des Fadens.
Angaben zur Grußkarte:
Titel: Rote Weihnachtskugel
Größe (B x H): ca. 10,5 x 14,8 cm
Ausstattung: Faltkarte; innen mit Leinenpapier (Möglichkeit eines persönlichen Grußes und ähnliches), weißer Briefumschlag aus Leinenpapier
1. Auflage: September 2025
Materialverwendung und Herkunft (sofern ermittelbar):
Fäden allesamt aus 100% Baumwolle (vermutlich Made in Germany), Karte aus 200g/m2 (Made in Austria), Kalenderblatt (vermutlich Made in Germany)
Quelle:
Rainer Maria Rilke: Advent, P. Friesenhahn Verlag – Leipzig 1898, S. 14