Ein Hauch von Luxus

Schlagwort Kunst

Am 17. Januar vor ziemlich genau einer Million Jahren – also lange bevor jemand auf die Idee kam, das Rad zu erfinden oder Netflix-Serien zu bingen – ließ ein namenloser Mensch einen trockenen Schwamm in einen Eimer Wasser fallen. Ein banaler Akt? Vielleicht. Doch Robert Filliou, französischer Fluxus-Künstler und Meister der poetischen Übertreibung, erklärte diesen Moment kurzerhand zum Geburtstag der Kunst. Und weil er es gern groß dachte, setzte er das Datum nicht nur auf seinen eigenen Geburtstag, sondern gleich auf den 17. Januar im Jahr 998.038 v. Chr. – man gönnt sich ja sonst nichts.

Seitdem feiert die Welt jedes Jahr den Art’s Birthday. Die einzige Regel: Kunst bekommt Geschenke. Ob per Post, Fax, E-Mail, Internet oder Rauchzeichen – Hauptsache, die Kunst wird beschenkt. Man könnte sagen: Kunst ist wie eine Diva, die jedes Jahr Geburtstag hat und erwartet, dass alle brav an sie denken.

Robert Filliou selbst nahm die Sache ernst – oder besser gesagt, herrlich unernst. 1973, zum 1.000.010. Geburtstag der Kunst, ließ er in Aachen die Gemälde kurzerhand von den Museumswänden abhängen. Denn, so sein Credo: „Keine Kunst an den Wänden!“ Stattdessen sollte die Kunst mitten ins Leben platzen – mit Lampions, Bällen, Orchestern und Feuerwerk. Die Aachener machten tatsächlich mit: Schulen, Fabriken und Büros blieben geschlossen. Man stelle sich vor: ein Feiertag, an dem die Kunst die Chefrolle übernimmt und alle brav frei machen.

Robert Filliou träumte von einem weltweiten Festtag mit Schulferien, bezahltem Urlaub und spontanen Feierlichkeiten rund um den Globus. Ein bisschen utopisch, ja – aber immerhin: die Kunst bekam ihren eigenen Geburtstag und feiert sich seitdem jedes Jahr selbst.

Nach Fillious Tod übernahmen Freunde und Sympathisanten die Tradition. Frankreich eröffnete 2007 den 1.000.044. Geburtstag der Kunst mit einer „Schreiminute“ im Palais de Tokyo – das Gegenteil einer Schweigeminute. Statt ehrfürchtiger Stille gab es also kollektives Brüllen. Und Radiosender tauschen seit einigen Jahren an diesem Tag ihre Klangkunst über Satelliten aus. Man könnte sagen: die Kunst hat mittlerweile ihren eigenen intergalaktischen Freundeskreis.

So lebt Robert Fillious Idee weiter: Kunst ist nicht nur das, was an Wänden hängt, sondern das, was das Leben interessanter macht als Kunst. Und wenn man ehrlich ist – wer würde nicht gern jedes Jahr eine Million Kerzen auspusten, nur um der Kunst zu gratulieren?


Quelle:
Vgl. Wikipedia (): Art’s Birthday, zuletzt besucht am 03.03.2025 

Visuelle Poesie zum Mitnehmen

Am 7. November 2025 öffnete das Heimathaus Geisweid seine Türen für eine besondere Begegnung von Kunst, Poesie und Gemeinschaft. Menschen unterschiedlicher Couleur fanden sich ein – neugierig, offen, erwartungsvoll. Sie kamen, um zu sehen, zu staunen, zu verweilen. Und sie blieben: bei Kaffee, Kuchen …

Einladung zur Grußkarten-Ausstellung im Geisweider Heimatmuseum

Am 7. November 2025 lädt die Designerwerkstatt „Kunst braucht Zeit“ ins Geisweider Heimatmuseum (Sedanstraße 3, 57078 Siegen) von 14 bis 17 Uhr zu einer liebevoll kuratierten Ausstellung besonderer Grußkarten ein. Im Mittelpunkt stehen stimmungsvolle Weihnachtsgrußkarten – poetisch, verspielt, historisch inspiriert …

Alfons Mucha im künstlerischen Staatsdienst

Alfons Maria Mucha, geboren 1860 in Mähren, war ein tschechischer Künstler mit einem Hang zur Eleganz, Ornamentik und gelegentlichem Märchenzauber. Als Autodidakt begann er seine Karriere nicht etwa in einem Atelier, sondern als Bürokaufmann – was beweist, dass selbst ein Jugendstil-Genie mal mit Formularen …

Marie Bocks Blick auf das Leben

Catherine Wilhelmine Marie Bock, geboren 1864 in Bremerhaven, war eine deutsche Malerin und Buchillustratorin, deren Lebensweg sich wie ein feines Gewebe durch die künstlerischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts zieht. Ihre Werke und Begegnungen spiegeln nicht nur die Ästhetik ihrer Zeit wider, sondern …

Otto Modersohn – Der Mann und das Moor

Man könnte über Otto Modersohn ganze Bibliotheken füllen – theoretisch. Praktisch aber? Fehlanzeige. Der gute Otto Modersohn wirkt heute fast wie ein Schatten seiner selbst: still, zurückhaltend, fast ein bisschen zu blass für die grelle Kunstwelt von heute. Geboren wurde er am 22. Februar 1865 in Soest – nicht gerade das Zentrum …

Emil Orlik – Der Mann, der alles sah und jeden zeichnete

Wenn man Emil Orliks Lebenslauf liest, könnte man meinen, er sei der Forrest Gump der Kunstgeschichte: überall dabei, alles erlebt, jeden getroffen. Geboren 1870 in Prag, studierte er brav in München, kehrte zurück – und zack, schon saß Rainer Maria Rilke ihm Modell. Oder besser gesagt: wurde von ihm karikiert …

Düsseldorf als Ausgangspunkt: Fritz Overbeck

Als Fritz Overbeck 1889 die ehrwürdigen Hallen der Düsseldorfer Kunstakademie betrat, war er mehr als nur ein junger Mann mit Talent – er war ein Suchender. Gezeichnet von frühen Verlusten in seiner Familie, klammerte er sich an die Kunst wie an einen sicheren Hafen. In Düsseldorf traf er auf Gleichgesinnte: Otto Modersohn …

Die leise Stimme des Lichts: Elisabeth von Eicken

Manchmal begegnet man einem Kunstwerk und spürt sofort: Hier spricht jemand, der die Welt mit anderen Augen sieht. So erging es mir mit einem Wintergemälde von Elisabeth von Eicken – einer Malerin, deren Name heute kaum jemand kennt, deren Werke aber eine stille Kraft besitzen, die berührt. Geboren am 18. Juli 1862 in …

Der Unbekannte der Künstlerkolonie Worpswede: Hans am Ende

Hans am Ende. Klingt wie das letzte Kapitel eines Romans, oder wie jemand, der immer zu spät zur Teestunde kommt. Aber nein – dieser Mann war mittendrin im Geschehen der berühmten Künstlerkolonie Worpswede! Geboren am 31. Dezember 1864 – als hätte er sich gedacht: „Ich komme noch schnell, bevor das Jahr vorbei ist!“ – wuchs Hans …

Mauern und Meisterwerke – Albrecht Dürer auf Burg Arco

Inmitten der majestätischen Kulisse der Burg Arco, wo die Zeit in Stein gemeißelt scheint, treffen sich nicht nur Wanderer und Geschichtsbegeisterte – sondern auch Geister der Kultur. Hier, wo einst Albrecht Dürer, Thomas Mann und Rainer Maria Rilke ihre Spuren hinterließen, verschmelzen Kunst, Literatur und …

Thermales Understatement – Peter Zumthor und die Kunst der nachhaltigen Tiefenentspannung

Es war einmal ein Architekt, der nicht einfach baute, sondern mit Steinen flüsterte. Peter Zumthor, geboren 1943 in Basel, begann seine Karriere als Möbelschreiner – vermutlich, weil man mit Holz besser diskutieren kann als mit Beton. Später studierte er in Basel und New York, was ihn offenbar gelehrt hat, dass Nachhaltigkeit …

Anna-Eva Bergman und die Kunst der Stille

Wenn man an norwegische Exporte denkt, kommen einem zuerst Lachs, Fjorde und vielleicht noch ein paar besonders wetterfeste Outdoorjacken in den Sinn. Aber Kunst? Und dann auch noch mit Blattgold? Willkommen in der Welt von Anna-Eva Bergman – einer Künstlerin, die nicht nur mit Farben, sondern auch mit Licht …

« Ältere Beiträge

© 2025 Kunst braucht Zeit — Diese Website läuft mit WordPress

Theme erstellt von Anders NorénNach oben ↑

Follow by Email