Ein Hauch von Luxus

Schlagwort Blau (Farbe)

Farbe Blau

Ungefähr die Hälfte der Deutschen benennen die Farbe Blau als ihre Lieblingsfarbe, anderswo hat sie einen ganz anderen Stellenwert.
Was symbolisiert Blau? Welche Rolle nimmt die Farbe in der Kunst ein? Diesen und weiteren Fragen wird sich im weiteren Textverlauf genähert.

Vorkommen der Farbe Blau

Farbe der Götter

Häufig wird die Farbe Blau mit dem Göttlichen verbunden und damit einhergehend mit der Wahrheit. Sicherlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Sitz der Götter im Himmel, der bekanntlich blau ist. Aber die Farbe wird auch mit Wasser in Verbindung gebracht, welches als „transparent, rein, immateriell und kühl empfunden“ wird.1a     
Im alten Ägypten wurden Bärte und Perücken der Götter sowie der Pharaonen häufig blau, im Hinduismus wird Shiva und Krishna meistens blau oder blau-weiß dargestellt. Der oberste Gott der alten Griechen – Zeus – sowie im Judentum Jahwe „thronen über dem Azur“. Mittelalterliche Kunst zeigen den Kampf zwischen Himmel und Erde meist durch den farblichen Gegensatz von Blau und Weiß wie beispielsweise der Kampf des Heiligen Georgs mit dem Drachen. Bis heute gilt die Farbe Blau im Islam als „Schutz vor dem bösen Blick“. Im Christentum ist es die Mutter Jesu, die in einem blauen Mantel gezeigt wird1b und im Mittelalter war diese Farbe auch nur für sie vorgesehen. Die Herstellung von Blau war schwierig und vor allem kostspielig, zeitweise war sie wertvoller als Gold.
Blau wird mit Ewigkeit verbunden, mit dem Jenseits, kurz gesagt: mit Spiritualität.2a     

Blau in der Natur

Obgleich die Farbe Blau in der Natur in der Anzahl ihrer Gegenstände nicht so häufig vorkommt, nimmt sie dennoch in unserer Wahrnehmung eine gewisse Dominanz ein. Dies liegt unter anderem daran, dass der Himmel blau ist und im deutschen Sprachgebrauch das Wasser mit blau assoziiert wird, insbesondere das Meer. Himmel und Meer weisen zugleich – psychologisch gesprochen – auf eine Tiefe hin, die positiv wie negativ besetzt sein kann. Ein Mensch mit Tiefgang wird als positiv, missbraucht er jedoch seine tiefe Einsicht, wird er als negativ wahrgenommen.

Tiefe kann eine Gefahr darstellen, man denke nur an das Ertrinken im Fluss, See oder Meer.

Blau in der Architektur

In Dänemark wurden ein paar Türme als Blauer Turm bezeichnet. Der bekannteste ist der Turm, der zum Schloss in Kopenhagen gehörte, das ein Gefängnis war, unter anderem wurde die Autorin Leonora Christina Ulfeldt zwanzig Jahre darin gefangen gehalten.3      

Sprichwörter und der „blaue Montag“

Weitere übliche Redewendungen sind: „mach mal blau“ (ruh dich aus), „blaues Wunder erleben“ (etwas Unangenehmes kann auf einen zukommen), „blauer Montag“ (sich den ersten Tag ohne juristischen Grund aus Sicht des Arbeitgebers frei zu nehmen).

Der „blaue Montag“ wurde 1330 zum ersten Mal in der „Ordnung der Lübecker Pergamentmacher“ urkundlich erwähnt und war für die Obrigkeit ein Dorn im Auge. Die Obrigkeit verwies mit einem Argument, was auch wir heutzutage häufig zu hören bekommen, auf den wirtschaftlichen Schaden, doch davon ließ man sich wenig beeindrucken.4a   
Weshalb ist ausgerechnet der Montag für so viele Menschen ein unangenehmer Tag? Es gab Gegenden, in denen der Montag als ein Unglückstag galt, es durfte keine neue Arbeit begonnen und auch keine Hochzeit gefeiert werden. Offenbar hat man diese Vorstellung nach und nach auf die Arbeit allgemein übertragen. Es muss dann solch herbe Züge angenommen haben, so dass der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz und Baiern am 31.07.1783 ein Verbot aussprach. Genutzt hat es nichts.4b     

Hellenistische Sichtweise

Die verschiedenen Farbkonzepte in den Sprachen haben Auswirkungen in ihrem Gebrauch und in der Wahrnehmung. In der deutschen Sprache unterscheidet man zwischen hell- und dunkelblau und ihren weiteren Ausdifferenzierungen, beides gehört zum Farbkonzept Blau. Hingegen bilden im Russischen wie im Griechischen hell- und dunkelblau eigenständige Farbkonzepte, vergleichbar mit Rot und Grün im Deutschen, sie werden dann auch nicht als blau wahrgenommen.5      
Demnach ist es nicht verwunderlich, dass der griechische Philosoph Aristoteles das Meer nicht in Verbindung mit blau bringt, was naheliegend wäre, da Wasser transparent ist, es schimmert nur dann blau, wenn dementsprechend das darauf fallende Licht gespiegelt wird. Für ihn und andere Autoren haben demnach hell- und dunkelblau eine ganz andere Bedeutung, dass bei Interpretationen solcher Texte zu berücksichtigen gilt.
Und auch den Römern wird eine Blaublindheit nachgesagt.6     

Blau in der Moderne

Infolge der Industrialisierung wurde der Farbe Blau weitere Bedeutungen beigemessen, teilweise ist es auf die spezielle Arbeitskleidung wie „Blaumann“ zurückzuführen. Blau war nun auch ein Sinnbild für Emsigkeit aber auch für Unterdrückung. In den Liedtexten des „Blues“ wird Traurigkeit und Melancholie besungen, es ist die „Farbe der Isolation“, die Farbe der blauen Flecke.2b    

Ähnliches kann man auch in der modernen Kunstgeschichte beobachten. Nachdem sich der Maler Carlos Casagemas, der eng mit Pablo Picasso befreundet war, sich im Februar 1901 das Leben nahm, malte Pablo Picasso danach seine Bilder vor allem in Blautönen, die sogenannte „Blaue Periode“ entstand und hielt bis etwa 1905 an.


Einzelnachweise:

1a, 1b: Vgl. Udo Becker: Lexikon der Symbole. Mit über 900 Abbildungen, Verlag Herder – Freiburg – Basel – Wien, S. 44

2: Vgl. Ami Ronnberg, Kathleen Martin: Das Buch der Symbole. Betrachtungen zu archetypischen Bildern, Verlag Taschen – Köln, 2011
2a: S. 650
2b: S. 652

3: Vgl. Wikipedia (): Blauer Turm (Kopenhagen), zuletzt besucht am 16.05.2019 

4a, 4b: Vgl. Bayern 2 (): „Blauer Montag“ wird erfolgslos in Bayern verboten, Kalenderblatt 31.07.2018 

5: Vgl. Wiebke Scharff Rethfeldt: Kindliche Mehrsprachigkeit. Grundlagen und Praxis der sprachtherapeutischen Intervention, Georg Thieme Verlag – Stuttgart – New York, 2013, S. 51

6: Vgl. Kersten Knipp (): Die Symbolwerte der Farbe Blau, Deutschlandfunk – 31.01.2016 

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