Diese Grußkarte zeigt einen gestickten Zapfen in leuchtendem Türkis – nicht gemalt, nicht gedruckt, sondern mit Nähgarn in feinen Linien auf Papier gezogen. Wie ein Talisman hängt er da, als Weihnachtskugel gedacht, doch zugleich wie ein Tropfen Erinnerung, ein stilles Leuchten aus einer anderen Welt. Hinter ihm schimmert ein schmaler Streifen aus Glitzerpapier in Türkis, Silber und Weiß – wie ein ferner Horizont, ein Lichtband zwischen Himmel und Erde.
Die Farben sprechen leise: Türkis für das Hoffen, Silber für das Erinnern, Weiß für das Unaussprechliche. Gemeinsam bilden sie einen Übergang – zart wie der Hauch eines Gebets, das nicht laut gesprochen werden muss, um gehört zu werden.
In dieser Komposition klingt Rainer Maria Rilkes Gedicht „Die Mutter“ nach. Die gestickte Linie des Zapfens erinnert an die Stimme der Mutter, die sich durch Wind und Stufen tastet, suchend, rufend, liebend. Ihre Frage – „Wie viele steile Stufen sind noch bis zu Dir, mein Kind?“ – bleibt unbeantwortet, doch sie trägt sich weiter, wie ein Faden durch Stoff, wie ein Licht durch Dunkel.
Die Mutter
Die Mutter:
„Liebling, hast Du gerufen?“
Es war ein Wort im Wind. –
„Wie viele steile Stufen
Sind noch bis zu Dir mein Kind?“ –
Da fand ihre Stimme die Sterne,
Fand aber die Tochter nicht.
Im Thale in tiefer Taverne
Löschte ein letztes Licht.
Dieser Text ist Gemeinfrei.
Die Karte wird zu einem Ort der Zwiesprache. Sie ist kein lautes Weihnachtsgrußwort, sondern ein Raum für das, was fehlt – für das Kind, das nicht mehr da ist, für das Licht, das erlosch, und für die Liebe, die dennoch bleibt. Der gestickte Zapfen ist wie ein Symbol für das, was bleibt, wenn Worte versagen: eine Spur, ein Zeichen, ein Hoffnungsfaden.
Diese Karte kann man verschicken, wenn man nichts sagen kann – oder wenn man alles sagen möchte, ohne zu erklären. Sie ist ein stiller Adventsgruß für Menschen, die jemanden vermissen. Ein Zeichen, dass auch im Tal, auch in der tiefsten Taverne, ein letzter Glanz bleibt – vielleicht nicht das Licht, aber die Erinnerung daran.
Angaben zur Grußkarte:
Titel: Weihnachtszapfen
Größe (B x H): ca. 10,5 x 14,8 cm
Ausstattung: Faltkarte; innen mit Leinenpapier (Möglichkeit eines persönlichen Grußes und ähnliches), weißer Briefumschlag aus Leinenpapier
1. Auflage: November 2025
Materialverwendung und Herkunft (sofern ermittelbar):
Fäden allesamt aus 100% Baumwolle (vermutlich Made in Germany), Karte aus 200g/m2 (Made in Austria), Kalenderblatt (vermutlich Made in Germany)
Quelle:
Rainer Maria Rilke: Advent, P. Friesenhahn Verlag – Leipzig 1898, S. 87