Literarischer Zwischenstopp in Linz beim Ehepaar Drouot
Wenn man an Rainer Maria Rilke denkt, kommen einem meist melancholische Gedichte, tiefgründige Briefe und ein Hang zur existenziellen Grübelei in den Sinn. Was viele nicht wissen: Der junge Rainer Maria Rilke hatte auch eine Phase, in der er – ganz unpoetisch – bei einem wohlhabenden Ehepaar in Linz wohnte. Und nein, das war keine WG mit Künstlern und Bohème-Flair, sondern eher ein nobles Arrangement mit einem Ritter, einer Druckerei und einem Hauch von Geweihromantik.
Kultur trifft Kapital:
Dank seines Onkels Jaroslav (der offenbar ein Talent für Networking hatte, bevor es cool war), landete der angehende Dichter bei Hans von Drouot, einem Ritter mit Hang zur Druckerschwärze und Sammelleidenschaft für kunstgewerbliche Gegenstände. Man stelle sich das vor: Ein Teenager mit poetischem Talent wohnt bei einem Mann, der Druckmaschinen liebt und dem Landesmuseum kunstvolle Objekte spendiert. Klingt nach einer Netflix-Serie mit dem Titel „Rilke & der Ritter“.
Geweihe statt Gedichte
Hans von Drouot war nicht nur ein Förderer der Kultur, sondern auch ein Fan von… Geweihen. Nach seinem Tod vermachte er dem Biologiezentrum in Linz (Österreich) eine beachtliche Sammlung davon. Ob Rainer Maria Rilke sich davon inspirieren ließ? – Eher nicht.
Liebe in Linz
Und als wäre das alles nicht schon kurios genug, verliebte sich Rainer Maria Rilke in dieser Zeit auch noch in Olga Blumauer. Eine Romanze inmitten von Druckereilärm und aristokratischem Ambiente – das klingt fast wie ein literarisches Crossover zwischen „Downton Abbey und Sturm der Liebe“.
> Infos zur Grußkarte: Schleier
Quellen:
- Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 13
- Vgl. Zobodat (₪): Ritter Hans von Drouot, zuletzt besucht am 17.07.2025