Die Akte Marie Wiegmann – ungelöste Geheimnisse
In den Akten der Düsseldorfer Kunstszene des 19. Jahrhunderts taucht eine Frau auf, deren Spuren sich wie ein Kriminalfall lesen: Marie Elisabeth Wiegmann, geborene Hancke. Ihr Geburtsort ist bekannt – Silberberg in Schlesien –, doch über ihre Kindheit schweigen die Dokumente. Keine Zeugen, keine Aufzeichnungen. Ein weißer Fleck, der die Ermittler stutzig macht.

Marie Wiegmann (Gemeinfrei)
1841 betritt sie die Bühne Düsseldorfs. Sie taucht in die Ateliers von Hermann Stilke und Karl Ferdinand Sohn ein, lernt Porträt und Ideal-Genre, doch die Türen der Akademie bleiben ihr verschlossen. Frauen sind offiziell ausgeschlossen, sie muss im Schatten studieren. Ein Fall von institutioneller Benachteiligung, der sie jedoch nicht aufhält. Schon bald taucht das erste Indiz auf: ein Gemälde mit dem Titel „Hagar und Ismael“, verkauft im Jahr 1843. Wer kaufte es, und warum gerade dieses biblische Motiv?
Die Heirat mit Rudolf Wiegmann, Professor und Architekt, verschafft ihr Zugang zu Kreisen, die sonst verschlossen bleiben. Doch war es nur Liebe – oder auch ein strategischer Pakt? Ihre Nachbarschaft liest sich wie ein dichtes Netz von Verdächtigen: Karl Ferdinand Sohn nebenan, die Schroedters gegenüber. Ein Milieu voller Künstler, voller Intrigen, voller Geheimnisse.
Dann die Tragödien: Rudolf stirbt 1865 an seinem 61. Geburtstag, ein Monat später verliert sie ihren kleinen Sohn Walter. Zwei Todesfälle in kürzester Zeit – Zufall oder eine Serie? 1870 fällt ihr Sohn Arnold im Krieg. Die Ermittler würden von einer „Kette von Verlusten“ sprechen, die wie ein dunkler Schatten über ihrem Leben liegt.
Doch Marie bleibt aktiv. Sie reist nach Rom, Venedig, England, besucht Museen und Galerien, knüpft Kontakte wie eine Agentin im Auftrag der Kunst. Sie tritt dem Berliner Künstlerinnenverein bei – ein Zusammenschluss, der wie eine Untergrundbewegung gegen die männliche Vorherrschaft wirkt.
Die „Kirschblüte“ erinnert genau daran: an jene stille Kraft, die im Verborgenen wächst und doch das ganze Leben erhellt. Wie Marie Wiegmanns Figuren, die mit sanfter Anmut und innerer Tiefe dargestellt sind, trägt die Kirschblüte im Herzen das Versprechen von Erneuerung und Zartheit – ein Symbol dafür, dass Schönheit und Hoffnung nicht von außen aufgezwungen werden, sondern aus dem Innersten hervorsprießen.
Am 4. Dezember 1893 endet der Fall: Marie stirbt nach kurzer Krankheit in Düsseldorf, in ihrem Haus an der Pfannenschoppenstraße. 52 Jahre lang hat sie dort gelebt, gemalt, geliebt, verloren. Ihre Werke bleiben, doch die Akten sind voller Lücken.
Quelle:
Vgl. Wikipedia (₪): Marie Wiegmann, zuletzt besucht am 05.12.2023
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1816: Caspar David Friedrich erhielt ab nun von der Dresdner Akademie, dessen Mitglied er war, ein Gehalt von 150 Talern. Caspar David Friedrich inspirierte mich zu den Grußkarten „Licht im Elbtal“, „Ostern im Greifswalder Bodden“, „Lindenblatt“, „Tannenbaum“, „Tannenbaum im Winter“ und „Zwei Engel betrachten einen Baum“.
2024: In der Schweiz begann die Retrospektive „Albrecht Dürer. Norm sprengen und Mass geben“ in der ETH Zürich (Graphische Sammlung; vgl. „Weißdorn“).