Die Laren waren in der römischen Religion Schutzgeister – Hüter des Hauses, der Plätze und der Gemeinschaft. Sie standen für die unsichtbaren Bande, die Menschen mit ihren Ahnen und Orten verbinden. Ein Lar konnte sich selbst vorstellen wie bei Plautus: „Ich bin der Lar familiaris des Hauses…“ – ein Wächter, der zugleich Tradition und Lebenskraft verkörpert.
Als der junge Rainer Maria Rilke 1895 seinen Gedichtband „Larenopfer“ veröffentlichte, griff er diese Symbolik auf. Mit dem Titel deutete er an, dass seine Verse ein Opfer, eine Gabe an die Schutzgeister seien – nicht nur der Familie, sondern auch seiner Heimatstadt Prag. Der Band wurde so zu einem poetischen Lararium: ein Ort, an dem Gedichte wie kleine Opfergaben niedergelegt werden, um Erinnerung und Zugehörigkeit zu feiern. Valerie von David-Rhonfeld, seine frühe Muse, entwarf den Umschlag – sie selbst wurde damit fast zu einer „Lar-Figur“, die das Werk schützend umrahmte.
Die Grußkarte „Grand Dame d’Olymp“ zeigt ein Wesen mit Flügeln und Rock, in dadaistischer Manier zwischen Ernst und Ironie schwebend. Dieses Bild lässt sich wunderbar als moderne Schwester der Laren lesen:
- Wie die Laren ist sie eine Schutzgestalt, doch nicht mehr an Haus und Herd gebunden, sondern frei flatternd zwischen den Welten.
- Ihr dadaistischer Stil spielt mit der Auflösung fester Formen – so wie Rilke im „Larenopfer“ die alten Schutzgeister in neue poetische Bilder verwandelt.
- Die „Grand Dame“ wirkt zugleich erhaben und verspielt: eine Göttin der Moderne, die über die Traditionen lacht und sie doch weiterträgt.
Man könnte sagen: Wo die Laren einst an den Kreuzungen Roms standen, flattert heute die Grand Dame d’Olymp über die Kreuzungen der Kunst. Sie ist ein ironischer Lar der Gegenwart – mit Flügeln statt Schlangen, mit Rock statt Opfergabe.
Folgende Gedichte sind im „Larenopfer“:
- Im alten Hause
- Auf der Kleinseite
- Ein Adelshaus
- Der Hradschin
- Bei St. Veit
- Im Dome
- In der Kapelle St. Wenzels
- Vom Lugaus
- Der Bau
- Im Stübchen
- Zauber
- Ein anderes
- Noch eines
- Und das letzte
- Im Erkerstübchen
- Der Novembertag
- Im Straßenkapellchen
- Das Kloster
- Bei den Kapuzinern
- Abend
- Vrchlický
- Im Kreuzgang von Loretto
- Der junge Bildner
- Frühling
- Land und Volk
- Der Engel
- Allerseelen I
- Allerseelen II
- Bei Nacht
- Abend
- Auf dem Wolschan I
- Auf dem Wolschan II
- Wintermorgen
- Brunnen
- Sphinx
- Träume
- Maitag
- König Abend
- An der Ecke
- Heilige
- Das arme Kind
- Wenns Frühling wird
- Als ich die Universität bezog
- Superavit
- Trotzdem
- Herbststimmung
- An Julius Zeyer
- Der Träumer I
- Der Träumer II
- Die Mutter
- Unser Abendgang
- Kajetan Týl
- Volksweise
- Das Volkslied
- Dorfsonntag
- Mein Geburtshaus
- In dubiis I
- In dubbis II
- Barbaren
- Sommerabend
- Gerichtet
- Das Märchen von der Wolke
- Freiheitsklänge
- Nachtbild
- Hinter Smichov
- Im Sommer
- Am Kirchhof zu Königsaal (aula regis)
- Vigilien I
- Vigilien II
- Vigilien III
- Vigilien IV
- Der letzte Sonnengruß
- Kaiser Rudolf
Aus dem Dreißigjährigen Kriege.
- Krieg
- Alea jacta est
- Kriegsknechts-Sang
- Kriegsknechts-Rang
- Beim Kloster
- Ballade
- Der Fenstersturz
- Gold
- Szene
- Feuerlilie
- Beim Friedland
- Frieden
- Bei den Ursulinen
- Aus der Kinderzeit
- Rabbi Löw (1)
- Rabbi Löw (2)
- Rabbi Löw (3)
- Die alte Uhr
- Kämpfen I
- Siegen II
- Im Herbst
- Der kleine „Drateník“
- In der Vorstadt
- Bei St. Heinrich
- Mittelböhmische Landschaft
- Das Heimatlied
Quelle:
- Wikipedia (₪): Laren, zuletzt besucht am 05.12.2025
- Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 19 f.
