Wenn man an Architekten denkt, stellt man sich oft ernste Herren mit Maßband und Monokel vor, die in grauen Büros über Bauplänen brüten. Josef Hoffmann war da anders. Der Mann war ein kreativer Vulkan – ständig am Ausbrechen, aber mit Stil.

Geboren 1870 in Pirnitz, einem Ort, den man heute googeln muss, um sicherzugehen, dass er wirklich existiert, wurde Josef Hoffmann schnell zum Star der Wiener Kunstszene. Und das nicht nur, weil er Häuser entwarf, sondern weil er gleich das ganze Interieur mitlieferte – vom Türgriff bis zur Teetasse. Wenn er ein Wohnzimmer gestaltete, war selbst der Aschenbecher ein Kunstwerk. Man könnte sagen: Er war der IKEA der Jahrhundertwende, nur mit mehr Gold und weniger Schrauben.

1903 gründete er die Wiener Werkstätte, eine Art Designkommune mit dem Motto: „Schönheit für alle – außer für Leute mit schlechtem Geschmack.“ Gemeinsam mit Gustav Klimt und anderen Größen der Wiener Secession wollte er Kunst und Alltag versöhnen. Und das tat er mit einer Mischung aus Eleganz, Extravaganz und einem Hang zur geometrischen Strenge, die selbst Pythagoras beeindruckt hätte.

Doch dann kam die dunkle Zeit: Der Nationalsozialismus breitete sich aus wie ein schlechter Tapetenstil. Der Österreicher, inzwischen ein angesehener Künstler, stand vor der Wahl: Widerstand, Exil oder Anpassung. Er entschied sich für den schmalen Grat dazwischen – arbeitete für das Regime, ohne sich ideologisch vereinnahmen zu lassen. Ein Balanceakt, der heute Diskussionen auslöst, aber damals wohl eher ein Überlebenskunststück war.

Nach 1945 kehrte er zurück in die Welt der Formen und Farben, als wäre nichts gewesen. Bis zu seinem Tod 1956 in Wien blieb er dem Design treu – und hinterließ eine Spur aus Ornamenten, Möbeln und Gebäuden, die noch heute bewundert werden.

Josef Hoffmann inspirierte mich zu folgender Grußkarte:


Quellen:
Vgl. Dokumentation: Josef Hoffmann – Auf der Suche nach Schönheit, Koproduktion von TV & More und ORF gefördert von Land Niederösterreich, Filmfonds Wien und der Verwertungsgesellschaft für audiovisuelle Medien; Länge: 55 Minuten, Premiere im deutschsprachigen Raum: 07.09.2024 bei 3sat

Vgl. Wikipedia (): Josef Hoffmann (Architekt), zuletzt besucht am 20.10.2024