Man stelle sich vor: Ein feinsinniger Dichter, der später ganze Seelenlandschaften mit Worten erschafft, beginnt seine Laufbahn… in einer Militärschule. Kaum zu glauben, doch Rainer Maria Rilke, der Meister der zarten Poesie, wurde als Kind in die Militärunterrealschule nach St. Pölten geschickt – eine Stadt, die zwar heute als Landeshauptstadt von Niederösterreich glänzt, damals aber wenig Raum für kreative Entfaltung bot.
280 Kilometer von Prag entfernt, also weit genug, um familiäre Spannungen und jugendliche Empfindsamkeit auf Distanz zu halten. Internatspflicht inklusive. Und als wäre das nicht schon Herausforderung genug, musste der junge René Rilke auch noch die Trennung seiner Eltern verkraften. Ein Start ins Leben nach dem Motto: „Wo Befehle hallen, sucht die Seele nach Gesang.“
Trotz allem – oder gerade deswegen – war er ein guter Schüler. Vielleicht, weil man sich zwischen Exerzieren und Latrinenputzen nach geistigen Fluchten sehnt. Doch dann kam Mährisch-Weißkirchen (Hranice, Tschechien): die Militäroberrealschule. Noch mehr Drill, noch weniger Dichtung. Irgendwann war selbst René Rilkes Geduld erschöpft. Der poetische Widerstand siegte, und er verließ die Schule – ohne Abschluss, aber mit einem klaren Bekenntnis: „Ich bin raus.“
Und vielleicht erinnert uns diese Geschichte daran, dass selbst im Schatten von Drill und Pflicht ein inneres Licht weiterbrennt. Genau wie die Grußkarte „Kerze im Morgensonnenlicht“ von Fadendesign, die das zarte Leuchten der Hoffnung einfängt: ein Symbol dafür, dass aus Dunkelheit und Enge immer auch Wärme und Poesie erwachsen können.
So begann die eigentliche Karriere eines Mannes, der lieber mit Metaphern jonglierte als mit Marschbefehlen. Ein Glück für die Literatur – und ein stiller Triumph über das strenge Bildungsideal seiner Zeit.
Quelle:
Vgl. Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 8 ff.
