Wann genau meine Begeisterung für Kirschblüten begann? Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Als Kind war der Kirschbaum für mich einfach ein Baum, der im Sommer Schatten spendete und im Herbst Blätter fallen ließ. Erst später habe ich mich wohl von der japanischen Begeisterung anstecken lassen – und die Japaner*innen verstehen wirklich etwas von Festen!
In Tokio wird die Kirschblüte gefeiert, als gäbe es kein Morgen: Picknickdecken, Bento-Boxen, Sake und jede Menge Selfies. Das Hanami-Fest ist quasi der „Super Bowl“ der Blüten. Kein Wunder, dass die Kirschblüte dort für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit steht – und dass sie sogar ihren eigenen Feiertag am 27. März bekommen hat. Wer braucht schon Silvester, wenn man Blütenkonfetti hat?
Aber auch hierzulande hat die Kirschblüte ihre ganz eigene Bühne. Am Barbaratag, dem 4. Dezember, stellen Katholik*innen einen Kirschzweig ins Wasser. Mit etwas Geduld (und warmem Wasser, bitte täglich!) öffnet er pünktlich zu Weihnachten seine Blüten. Ein kleines Wunder im Wohnzimmer – und genau das Motiv, das unsere Grußkarte „Freiheit“ so schön einfängt: das Leiden der Heiligen Barbara, die in ihren Turm mit einem Kirschzweig Leben und Hoffnung einhauchte.
Die Früchte selbst sind natürlich nicht weniger symbolträchtig. Kirschen stehen für Liebe, Leidenschaft und Schönheit – und ehrlich gesagt auch für klebrige Finger und rote Münder. Joos van Cleve hat das Ganze im 16. Jahrhundert sogar auf Leinwand gebracht: seine „Madonna der Kirschen“ zeigt, dass selbst die Heiligen nicht widerstehen konnten.
Und dann gibt es noch die ganz persönlichen Erinnerungen: Meine Großeltern hatten mehrere Kirschbäume im Garten. Aus den Früchten kochte meine Oma Kompott, das wir Kinder fast immer serviert bekamen – gern mit Eis oder Kuchen. Für mich ist das bis heute ein Geschmack von zuhause.
Wenn ich heute die Grußkarten „Kirschblüte“ und „Kirschblüte am Ast“ aus Fadendesign betrachte, muss ich schmunzeln: Sie sind wie kleine Hanami-Feste im Miniaturformat. Die eine zeigt die Blüte in voller Pracht, die andere den Ast, der das Ganze trägt – fast so, als wollten sie sagen: „Schönheit braucht auch ein bisschen Standhaftigkeit.“
So verbinden sich für mich Kindheitserinnerungen, japanische Feste und christliche Rituale in einem bunten Kirsch-Mosaik. Und egal ob auf Leinwand, im Garten oder auf einer Grußkarte: Die Kirsche bleibt ein Symbol für das, was das Leben ausmacht – Schönheit, Vergänglichkeit und ein bisschen klebrige Süße.
Quellen:
- Wikipedia (₪): Japanische Kirschblüte, zuletzt besucht am 20.09.2024
- ColumNATURA (₪): Mythologie der Bäume: Ahorn & Kirsche, zuletzt besucht am 20.09.2024
- van-ham.com (₪): Joos van Cleve – Die Madonna der Kirschen, zuletzt besucht am 20.09.2024