Wenn wir an Ritter denken, erscheinen Schwerter, Drachen und Burgfräulein. Jaroslav Ritter Rilke von Rüliken jedoch tauschte das Schwert gegen das Gesetzbuch und kämpfte nicht gegen Drachen, sondern gegen die Windmühlen der Bürokratie – und das mit erstaunlichem Erfolg.

Jaroslav von Rilke (Gemeinfrei)
Geboren am 29. März 1833 in Svébořice (Tschechien), Sohn eines Herrschaftsbeamten, entfaltete er früh seine Begabung für Recht und Ordnung. Nach dem Gymnasium in Prag studierte er Rechtswissenschaften an der Karls-Ferdinand-Universität, legte 1855 das Staatsexamen ab und promovierte zwei Jahre später. Rasch, zielstrebig – ein Mann, der wusste, wie man seine Lebensblüte zum Erstrahlen bringt.
Als Notar in Sedlice begann er seine Laufbahn, doch Prag rief – und Jaroslav folgte. Dort gründete er die „Tschechische Notarkammer“ und organisierte 1872 einen Notarkongress. Für seine Verdienste erhielt er den Orden der „Eisernen Krone“ – ein glänzendes Blatt in seiner Lebensblüte. 1873 schlug ihn der Kaiser zum Ritter. Ein Titel, der wie aus einem Märchenbuch klang und doch Wirklichkeit war.
In der Woiwodschaftsversammlung wirkte er als Ausschuss-Multitalent, von Hypothekenbank bis Kommunalfragen. Darüber hinaus war er Vorsitzender der Eisenbahn Ústí-Teplice, im Kuratorium der Česká spořitelna und Mitgründer des Deutschen Mädchenlyzeums in Prag. Auch im Deutschen Theaterverein brachte er Kultur zum Blühen.
1862 heiratete er Malvine von Schlosser. Doch wie jede Blüte birgt auch sein Leben Schatten: Seine beiden Söhne starben jung, und mit seinem Tod am 12. Dezember 1892 erlosch auch der Rittertitel.
Sein Neffe Rainer Maria Rilke erhielt durch Jaroslavs Unterstützung die Möglichkeit zum Studium in Prag – ein Vermächtnis, das wie eine Blüte weitergetragen wurde.
Sein Heimatdorf Svébořice und die Stadt Rokytnice ernannten ihn zum Ehrenbürger. Jaroslav von Rilke war ein Mann, der Paragraphen lebte, Politik gestaltete und Kultur förderte. Sein Leben gleicht der „Blüte des Lebens“: kraftvoll, facettenreich, doch vergänglich – und gerade darin liegt seine Schönheit.
Quellen:
- Wikipedia, tschechisch (₪): Jaroslav von Rilke, zuletzt besucht am 10.09.2025
- Gunter Martens und Annemarie Fost-Martens: Rainer Maria Rilke, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2008, S. 14, 18, 22, 52
