Elfen sind wie die Rosinen im Müsli der Mythologie: mal süß, mal überraschend bissfest. Ursprünglich stammen sie aus der nordischen Sagenwelt, wo sie als Albe oder Elben bekannt waren – nicht zu verwechseln mit dem Albtraum, obwohl auch der seine Wurzeln bei den Elfen hat. Ja, richtig gelesen: Wer nachts schlecht träumt, könnte einem schlecht gelaunten Dunkelalb begegnet sein.
In der Snorra-Edda, einem isländischen Bestseller des 13. Jahrhunderts, werden Elfen in zwei Kategorien eingeteilt: Lichtalben, die schöner als die Sonne sind, und Schwarzalben, die schwärzer als Pech sind. Ob diese Einteilung schon vorher existierte oder Snorri sie sich beim Frühstück ausgedacht hat, ist unklar. Fest steht: Die Lichtalben wohnen in Álfheimr, einem himmlischen Ort, der dem Fruchtbarkeitsgott Freyr als Zahngeschenk überreicht wurde – offenbar war Zahnpflege auch in der Götterwelt ein Thema.
Im heidnischen Europa wurden Elfen mit dem sogenannten Álfablót geehrt – einem geheimnisvollen Ritual, das von Frauen geleitet wurde und bei dem Fremde draußen bleiben mussten. Der Skalde Sigvat berichtet, wie ihm eine Hausfrau die Tür vor der Nase zuschlug: „Sorry, heute ist Elfenopfer, kein Zutritt.“ Man vermutet, dass es dabei um Ahnen und Fruchtbarkeit ging – oder um die nordische Version eines Mädelsabends.
Im Mittelalter hatten Elfen einen schweren Stand. Die Kirche sah in ihnen Krankheitsdämonen, Kinderdiebe und Wechselbalg-Schieber. Der Alp – ein nächtlicher Plagegeist – wurde zum Inbegriff des Albtraums. Besonders unangenehm: Er saugt Blut, liebt Milch und kann durch den Mund in den Körper eindringen. Klingt nach einem sehr schlechten Date.
Im 16. Jahrhundert flatterten Elfen plötzlich als winzige, geflügelte Blumenbewohner durch die englische Literatur. William Shakespeare und Michael Drayton machten sie populär, und bald waren sie aus Kinderbüchern und Esoterik nicht mehr wegzudenken. J. R. R. Tolkien hingegen hatte genug von Feenstaub und Miniaturwesen. Seine Elben sind groß, edel, unsterblich und sprechen fließend Hochfantasy. Er mochte das Wort „Elfe“ nicht und erfand kurzerhand „Elb“ – eine Mischung aus Albe und literarischer Rebellion.
Heute gibt es Elfen in allen Größen und Gesinnungen: Hochelfen mit Magie-Diplom, Waldelfen mit Tarnumhang, Dunkelelfen mit düsterer Agenda. Sie kämpfen, zaubern, philosophieren – und haben meist spitze Ohren. In Rollenspielen wie Dungeons & Dragons oder Comics wie Elfquest sind sie mal Verbündete, mal Gegner, mal einfach nur stylisch. Terry Pratchett zeigt, dass Elfen auch gemein, verspielt und eisenempfindlich sein können – eine Mischung aus Katze und Hochglanzpsychopath.
Und wer sich fragt, ob Elfen wirklich existieren: In Island glaubt man noch heute an das Huldufólk, das verborgene Volk. Vielleicht also lieber vorsichtig sein beim Umgraben im Garten – man weiß nie, wer da wohnt.
Siehe auch:
Quelle:
Vgl. Wikipedia (₪): Elfen, zuletzt besucht am 16.07.2024