Wann

Dezember 12, 2025    
Ganztägig

Veranstaltungstyp

In einem kleinen Atelier am Rande von Giverny, wo der Winter die Gärten in silbernes Schweigen hüllte, saß eine junge Frau namens Élise. Ihre Hände waren zart, doch entschlossen, und ihre Augen leuchteten wie die Morgensonne auf frostigem Glas. Sie war eine Künstlerin, noch unbekannt, aber mit einem Blick für das Verborgene – für jene Schönheit, die sich nicht laut zeigt, sondern in der Stille blüht.

Élise liebte Christrosen. Jeden Morgen wanderte sie hinaus, stapfte durch den Schnee, um die weißen Blüten zu betrachten, die sich trotzig gegen die Kälte erhoben. Sie skizzierte sie mit feinem Stift, manchmal mit Aquarellfarben, manchmal nur mit Schatten und Licht. Ihre Skizzen waren keine botanischen Studien – sie waren Gedichte aus Linien, Andachten aus Farbe.

Eines Tages, als der Schnee besonders weich fiel und die Welt wie ein Gemälde wirkte, kam ein älterer Mann in ihr Atelier. Er trug einen Mantel, der nach Farbe roch, und einen Blick, der viel gesehen hatte. Es war niemand geringeres als der berühmte impressionistische Maler Claude Monet.

Er hatte von Élise gehört – von ihren Skizzen, die wie Gebete wirkten, von ihrer Gabe, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Als er die Zeichnungen sah, schwieg er lange. Dann sagte er nur: „Sie erinnern mich daran, dass Licht auch im Winter tanzt.“

Der französische Maler war berührt. Nicht nur von der Schönheit der Christrosen, sondern von Élises Art, sie zu sehen. In den folgenden Tagen malte er – nicht wie sonst Seerosen oder Gärten, sondern Christrosen. Sie standen im Mittelpunkt seines neuen Werkes: weiß, leise, leuchtend. Er nannte es „Helleborus im Schnee“.

Das Gemälde wurde nie ausgestellt. Es hing in seinem Schlafzimmer, gegenüber einem Fenster, durch das das Winterlicht fiel. Und Élise? Sie wurde nicht berühmt. Aber sie wusste, dass ihre Skizzen einen Meister berührt hatten – und dass ihre Christrosen nun in Öl und Licht weiterlebten.

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Weiteres

1872: Johann Heinrich Vogeler gehört zu einer der schillerndsten Figuren in der Kunstszene. Mit der Gründung der Künstlerkolonie Worpswede schrieb er sich in die Kunstgeschichte ein. Geboren wurde Heinrich Vogeler am 12. Dezember 1872 in Bremen. Befreundet war unter anderem mit Rainer Maria Rilke, illustrierte gar das eine oder andere Buch von ihm. Bei folgenden Grußkarten dienen Bilder von ihm als HintergrundArbre Rose, Blüte des Lebens, Haus vom NikolausKirschblüten am Ast, Mädchen mit viel Herz und Weißdorn.