Sterne aus Seide – Eine Tanabata-Geschichte zur Zeit der Kirschblüte
In einem kleinen Dorf am Rand der Berge, wo die Kirschbäume wie rosafarbene Wolken über den Feldern schwebten, lebte ein Mädchen namens Hikari. Sie war eine Weberin, deren Hände Geschichten in Stoffe flochten — Geschichten von Liebe, Sehnsucht und Sternen.
Jedes Jahr, wenn die Kirschblüten begannen zu tanzen im Frühlingswind, setzte sich Hikari unter den ältesten Baum des Dorfes, einen Baum, der angeblich aus einem Samen gewachsen war, den Orihime selbst einst fallen ließ. Dort schrieb sie ihre Wünsche auf zarte Papierstreifen und band sie an die Zweige, obwohl Tanabata erst im Sommer gefeiert wurde. Für Hikari begann das Sternenfest mit der ersten Blüte.
„Die Blüte ist der Anfang der Sehnsucht“, sagte sie. „Und Tanabata ist ihr Höhepunkt.“
Die Dorfbewohner hielten sie für träumerisch, doch sie wussten: Wenn Hikari webte, schien der Stoff zu leuchten wie Sternenlicht. Ihre berühmteste Arbeit war ein Kimono, den sie „Milchstraße aus Kirschblüten“ nannte — ein Gewand aus Seide, bestickt mit winzigen rosa Blüten, die sich in einer Linie über den Rücken zogen wie die himmlische Brücke zwischen Orihime und Hikoboshi.
Eines Frühlingsabends, als der Himmel sich in Gold und Violett färbte, erschien ein junger Mann im Dorf. Er trug ein Gewand aus dunklem Indigo, und seine Augen schimmerten wie der Nachthimmel. Er sagte, er sei ein wandernder Geschichtenerzähler, auf der Suche nach der Weberin, die Sterne in Stoffe bannen konnte.
Hikari spürte sofort, dass er mehr war als ein Fremder. In seinen Geschichten hörte sie das Echo ihrer eigenen Träume — von Liebenden, die sich nur einmal im Jahr begegnen durften, von Brücken aus Licht und von Blüten, die fallen, bevor sie ganz verstanden werden.
Gemeinsam begannen sie ein neues Werk: ein Wandteppich, der die Geschichte von Tanabata erzählte, aber mit einem neuen Anfang — einem Frühling voller Kirschblüten, in dem die Sehnsucht geboren wurde. Die Blüten wurden zu Sternen, die Sterne zu Fäden, und die Fäden zu einer Brücke zwischen zwei Herzen.
Am 7. Juli, als das Dorf das Tanabata-Fest feierte, hängten sie den Teppich zwischen zwei Kirschbäume. Der Wind spielte mit den Papierstreifen, und für einen Moment schien es, als würde die Milchstraße selbst durch das Dorf fließen.
Und Hikari wusste: Die Kirschblüte war nicht nur ein Symbol für Vergänglichkeit. Sie war der zarte Anfang einer Geschichte, die in den Sternen weiterging.
Grußkarten mit Kirschblüten:
Quelle:
Vgl. Sven Giese (₪): Tanabata in Japan oder die Tradition des japanischen Sternenfests am 7. Juli, in: Kuriose Feiertage – 6. Juli 2025, zuletzt besucht am 24.09.2025
Weiteres
1956: Die deutsche Malerin Marie Bock (ein Gemälde von ihr diente mir bei der Grußkarte „Rote Weihnachtskugel“) starb im Alter von 91 Jahren in Luschendorf (Ratekau, Schleswig-Holstein).