Wann

Januar 4, 2027    
Ganztägig

Veranstaltungstyp

Im Jahr 1867, als der Himmel über Düsseldorf in winterlichem Grau lag, trat eine junge Frau aus Finnland durch das Tor der Kunstakademie. Ihr Name war Fanny Churberg, und sie trug in ihrer Mappe nicht nur Skizzen von moosbedeckten Felsen und nebelverhangenen Seen, sondern auch den unbeirrbaren Willen, als Künstlerin ernst genommen zu werden.

Doch die Akademie war ein Ort der Männer. Frauen waren dort nicht vorgesehen, nicht willkommen, nicht einmal geduldet. Fanny, statt sich entmutigen zu lassen, nahm Privatunterricht bei einem Landschaftsmaler, dessen Namen die Geschichte vergessen hat, aber dessen Pinselstriche sich in ihren späteren Werken spiegeln wie das Licht auf einem finnischen See.

Zurück in Finnland malte sie mit einer Wildheit, die dem Wind glich, der durch die Birken rauscht. Ihre Werke waren voller Dramatik, voller Seele. Bei einer Ausstellung gewann sie den ersten Preis — doch danach wurde sie übersehen, übergangen, vergessen. Die Kunstwelt, so schien es, hatte keinen Platz für eine Frau, die sich nicht in zarte Aquarelle fügte, sondern mit Öl und Sturm malte. Oder lag es daran, dass sie die Urmutter des Expressionismus war?

Als Fanny Churberg 1892 starb, fand man in ihrem Nachlass ein Schreiben, das wie ein Testament klang. Darin heißt es:

„Das Land, das als erstes Frauen als Künstlerinnen gleichberechtigt zu ihren männlichen Kollegen akzeptiert und sie in die Kunstgeschichte aufnimmt, soll das Stillleben mit dem Blumenkorb erhalten.“

Das Gemälde, ein scheinbar bescheidenes Stillleben mit einem geflochtenen Korb voller Blumen, wurde in einen Tresor gelegt. Es war kein gewöhnliches Bild. Manche sagten, wer es lange genug betrachte, höre das Flüstern der Birken, sehe die Schatten der Nordlichter über die Leinwand tanzen. Der Wert des Gemäldes stieg mit jedem Jahrzehnt, in dem kein Land die Bedingung erfüllte. Heute wird es auf 70 Millionen US-Dollar geschätzt. Doch es bleibt unter Verschluss.

Anfang der 2000er Jahre, in einem kleinen Haus in Vermont, USA, lebte eine entfernte Verwandte von Fanny. Sie war Bibliothekarin, Poetin und Träumerin. Als sie von dem Vermächtnis erfuhr, rief sie den Tag „Verschenk einen Blumenkorb“ ins Leben. Jedes Jahr am 4. Januar verschenken Menschen weltweit Blumenkörbe — echte, gemalte, gestickte, geträumte — um an die Künstlerinnen zu erinnern, die bisher nie den Platz bekamen, den sie verdienen.

Und so bleibt das Gemälde mit dem Blumenkorb im Tresor. Wartend. Wie eine stille Mahnung. Wie ein Versprechen. Vielleicht wird eines Tages ein Land mutig genug sein, die Kunstgeschichte umzuschreiben. Und dann, so heißt es, wird der Tresor sich öffnen, und Fanny Churbergs Blumenkorb wird endlich seinen Platz finden — nicht nur in einem Museum, sondern in der Geschichte.

Eine Auswahl:


 

Weiteres

1889: Der Sohn von Caspar David Friedrich, Gustav Adolf, starb im Alter von 74 Jahren. Caspar David Friedrich inspirierte mich zu den Grußkarten „Nebel im Elbtal“, „Wiesen bei Greifswald“, „Lindenblatt“, „Tannenbaum“, „Tannenbaum im Winter“ und „Zwei Engel betrachten einen Baum“.