Rainer Maria Rilke: Ich gehe unter rothen Zweigen
Bei dem Gedicht „Will dir den Frühling zeigen“ von Rainer Maria Rilke wurde schon ersichtlich, dass der Inhalt nicht zwangsläufig etwas mit Advent zu tun hat, auch wenn dies der Buchtitel von 1898 es einem suggeriert. Ähnlich schaut es bei den Zeilen „Ich gehe unter rothen Zweigen“ aus (1898, S. 82, Aus dem Zyklus: Mütter).
Zwischen Rainer Maria Rilke und seiner Mutter bestand ein Verhältnis, welches für ihn zwar prägend war, aber ihm nicht immer guttat. Für ihn muss es merkwürdig vorgekommen sein, dass er als Kind wie ein Mädchen erzogen wurde. Vermutlich tat dies seine Mutter, da sie über den frühen Tod der älteren Schwester von Rainer Maria Rilke nicht hinwegkam. Seine Mutter war für ihn so dominierend, sodass eine Abhängigkeit entstand, die er nie überwinden konnte.
Sein ambivalentes Verhältnis zu seiner Mutter wird auch in dem Gedicht „Ich gehe unter rothen Zweigen““ deutlich:
Ich gehe unter rothen Zweigen
Ich gehe unter rothen Zweigen
Und suche einen späten Strauss.
Weiss nicht vor Glück wo ein und aus,
Mir ist so neu, mir ist so eigen;
Mein Lieb ist müd und ist zuhaus.
Jetzt ist mein Mädel erst recht eitel
Seit sich sein Mieder weiter zieht,
Und seit ein Wunder ihm geschieht:
Bald hat es breite braune Scheitel
Und sitzt und singt ein Wiegenlied.
Dieser Text ist gemeinfrei.
> Siehe auch: Zizi und das Moulin Rouge
Quellen:
Vgl. Wortwuchs (₪): Rainer Maria Rilke, zuletzt besucht am 09.09.2024
Vgl. Rainer Maria Rilke: Advent, Verlag von P. Friesenhahn, Leipzig – 1898, S. 82